Je komplizierter ich Sätze verschachtel, desto mehr steigt das Ansehen meiner Technik-Texte. Diese Meinung hält sich in den Köpfen vieler Autoren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Studien aus der Verständlichkeitsforschung zeigen: Schachtelsätze sorgen dafür, dass sich Leser unnötig anstrengen. Sie lesen Artikel nicht bis zum Schluss. Schade, oder?

Schachtelsatz lässt Leser in der Luft hängen

Wie unproduktiv Schachtelsätze sind, wusste schon der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860). „Da der Mensch nicht zwei Gedanken auf einmal denken kann, soll man ihm auch nicht eine Phrase in die andere leimen“, sagte Schopenhauer. Jeder eingeschobene Nebensatz zerstört den Erzählfluss, sagt auch Sprachkritiker Wolf Schneider in seinem Buch: „Deutsch für Kenner – die neue Stilkunde“. Verschonen wir den Leser damit in unseren Blogbeiträgen, Pressemitteilungen und Websitetexten.

Ein Beispiel: „Heute sind die Inhaber, die erst vor einem Jahr jeder zehn Millionen investiert hatten, zerstritten.“ Der erste Satzteil vor dem Komma gibt dem Leser keine Information. Heute sind die Inhaber was? Gestorben? Ausgewandert? Der Leser hängt in der Luft. Er hält einen Gedankenfaden, während der Autor mit dem Nebensatz eine zweite Szene eröffnet. Erst danach erfährt er, dass die Inhaber zerstritten sind. Besser wäre diese Variante: „Erst vor einem Jahr hatten die Inhaber jeder zehn Millionen investiert – und nun sind sie zerstritten.“ Wenn Sie alle Sätze in Ihren Texten über Technik derart schlüssig aufbauen, erleichtern Sie die Lesbarkeit.

Die Drei-Sekunden-Regel des Schreibens

Sie wollen auf Schachtelsätze in Ihren Texten über Technik nicht ganz verzichten? Dann empfehle ich Ihnen, die Drei-Sekunden-Regel einzuhalten. Sie geht davon aus: Das Kurzzeitgedächtnis des Menschen arbeitet in Drei-Sekunden-Intervallen. Bringen Sie in diesen drei Sekunden höchstens neun Wörter unter. Sobald die Lesezeit für den Nebensatz länger als drei Sekunden dauert, nimmt die Verständlichkeit ab. Für das Bewusstsein wird es schwer, den Anschluss an Vorderteil des Satzes wiederherzustellen.

Die Verständlichkeit von Technik-Texten leidet, wenn Sie das Kurzzeitgedächntnis des Lesers zu stark beanspruchen.

Unnötig kompliziert sind auch Schachtelsätze, die in Technik-Texten zusammengesetzte Verben auseinanderreißen. „Ich ging, obwohl ich Ende des Jahres alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen und nie zuviel Geld für mich selbst ausgegeben hatte, bankrott“. Nach dem ersten Teil des Verbs muss der Leser den Faden halten, 17 Wörter lang. Erst danach macht der Satz Sinn. Aus Erfahrung weiß ich: In der heutigen Zeit bringen die wenigsten Leser diese Geduld mit. Sie spüren: Der Text kommt nicht auf den Punkt. Und klicken zur Konkurrenz. Eine Umformulierung ist dabei ganz einfach: „Ich ging bankrott, obwohl ich alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen und nie zu viel Geld für mich selbst ausgegeben hatte.“ Simpel, oder? Ähnlich einfach und lohnenswert ist es übrigens, passive Sprache in aktive zu verwandeln (Artikel).

In Texten niemals mehrere Nebensätze schachteln

Es geht übrigens noch schlimmer. Viele Autoren schachteln in Technik-Texten mehrere Nebensätze. Ein Beispiel: „Auch für Personen, die über Eigenkapital verfügen, es aber nicht komplett in die Baufinanzierung stecken wollen, um finanziellen Spielraum für Urlaub und Konsumwünsche zu haben, ist eine Vollfinanzierung sinnvoll.“ Das tut nun wirklich weh, oder? Schmerzfreier ist diese Variante über zwei Sätze: „Eine Vollfinanzierung ist auch für Personen sinnvoll, die ihr Eigenkapital nicht komplett in die Baufinanzierung stecken wollen. Dann haben sie Spielraum für Urlaub und Konsumwünsche.“

Auch Attribute machen Sätze unnötig kompliziert

Die drei Sekunden Regel gilt übrigens auch für Attribute. Das sind Beifügungen zur näheren Bestimmung von Substantiven. Ein Beispiel: „Das hübsche Kind“. Der Leser erfährt vom Attribut „hübsch“, noch bevor er von der Person liest. In diesem Fall kein Problem, die Wörter folgen unmittelbar aufeinander. Sie halten die Drei-Sekunden-Regel ein. 

Doch was ist mit folgendem Beispiel: „Bei den von Walser auf Formulare, Kalenderblätter, Briefkuverts, Honorarvisen, Zeitschriftenränder und neutrale Papiere im Format zwischen einer Visitenkarte und einer Oktavseite skizzierten Texten (…)“. Unerträglich oder? Zwischen dem Artikel „den von Walser…“ und dem Substantiv „Texten“ bewegt sich eine Wortschlange von 20 Wörtern.

Warum nicht lieber zwei Sätze formulieren und dabei Subjekt und Prädikat näher aneinanderrücken. „Skizziert hat Walser seine Texte auf Formulare, Kalenderblätter, Briefkurverts, Honorarvisen.“ Das erhöht die Leserfreundlichkeit, die übrigens auch ein Kriterium für die Platzierung Ihrer Technik-Texte in Suchmaschinen ist (Stichwort SEO).

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Patrick Schroeder – Texter und Berater für Pressearbeit und Content Marketing (Schwerpunkt Technik)